Im Gespräch mit Bruno Eberhard gibt der Verwaltungsratspräsident der Dorfzentrum AG, Daniel Schreier, Einblick in aktuelle Entwicklungen im Dorfzentrum Deitingen. Neue Mieter, strukturelle Anpassungen und ein klarer Blick nach vorne zeigen: Das Gebäude entwickelt sich weiter – und bleibt ein zentraler Ort für das Dorf.
Das Dorfzentrum wurde im Dezember 2012 mit einem unvergesslichen Weihnachtsmarkt und viel Schneefall eingeweiht. Wie blickst du auf die Entstehung des Dorfzentrums zurück und wie würdest du dessen Bedeutung für Deitingen beschreiben?
Für unser Dorf hat das Dorfzentrum eine grosse Bedeutung. Durch die Geschäfte Denner, die Bäckerei Felber und die Land-Chäsi konnten wir die Einkaufsmöglichkeiten in Deitingen behalten. Jede Einwohnerin und jeder Einwohner kann seine täglichen Grundbedürfnisse in Deitingen beim Einkauf im Dorf abdecken. Mit dem Café Felber ist zudem ein neuer Treffpunkt entstanden. Nebst diesen Geschäften kann das Dorfzentrum auch Dienstleistungsangebote wie der schnipp schnapp coiffure oder der Physio Koch anbieten. Trotz grosser Bemühungen konnten wir leider die Post und die Raiffeisenbank nicht für die Weiterführung ihrer Filialen überzeugen. Dies hatte jedoch nichts mit dem Dorfzentrum zu tun, sondern mit der neuen Geschäftspolitik der beiden Unternehmen. Die neue Postagentur im Gemeindehaus liegt jedoch weiterhin im Bereich des Dorfzentrums. Nebst den Gewerbebetrieben bietet das Dorfzentrum Wohnraum für ältere Einwohnerinnen und Einwohner.
Das Dorfzentrum ist gerade in Bewegung, vor allem bezüglich der Gewerberäumlichkeiten. Welches sind die aktuellen Projekte und wie ist deren Stand?
Durch den Wegzug der Spitex mussten wir einen neuen Mieter für die Räumlichkeiten, die nach den Bedürfnissen der Spitex erstellt wurden, finden. Nach einigen Besprechungen konnten wir die Physio Koch überzeugen, ins Erdgeschoss umzuziehen. Die Räumlichkeiten müssen jedoch zuerst baulich den neuen Bedürfnissen angepasst werden. Im Frühling wird die Physio Koch ihre neuen Räumlichkeiten beziehen. Das heutige Angebot wird durch einen Fitnessraum erweitert, der auch individuell benutzt werden kann. Die Gruppenpraxis Moll-Brogiolo wird die Räume in Obergeschoss übernehmen, da die 2. Etappe mit der geplanten Arztpraxis noch nicht realisiert werden kann. Zudem wird die Praxisfläche mit dem Einbezug der angrenzenden Wohnung ergänzt. Durch diese Massnahmen wird das Dienstleistungsangebot im Dorfzentrum noch breiter. Die Eröffnung der Praxis ist auf den Frühling 2026 geplant. Zurzeit wird noch ein Nutzer für die frei werdenden Räume der Raiffeisenbank gesucht. Durch die Kündigung der Räumlichkeiten der Metzgerei Ueli geht ein Angebot in Deitingen verloren. Zur Zeit klären wir ab, in welcher Form das Angebot einer Metzgerei ab dem 1. Oktober ins Dorfzentrum integriert werden kann.
Wie ist der Stand der angekündigten 2. Etappe? Kann man schon sagen, wann das 3. Gebäude mit Betreutem Wohnen erstellt werden könnte?
Wir haben eine Machbarkeitsstudie für die 2. Etappe mit betreutem Wohnen und einer Arztpraxis erarbeitet. Aufgrund der aktuell starken finanziellen Belastung der Bürgergemeinde und der Einwohnergemeinde ist eine Finanzierungshilfe durch die Gemeinden schwierig. Das Projekt musste daher ewas hinausgeschoben werden.
Wie kommt die Dorfzentrum AG, die ja je zur Hälfte der Bürger- und der Einwohnergemeinde gehört, finanziell über die Runden?
Die finanzielle Lage der Dorfzentrum AG ist dank einer fast reibungslosen Vollvermietung gut. Mit dem erwirtschafteten Gewinn konnten die anstehenden Unterhalts- und Umnutzungsarbeiten finanziert werden. Zudem konnten die Darlehen jedes Jahr um mindestens Fr. 100 000.– reduziert werden. Unser Ziel ist, dass das Dorfzentrum durch realistische Mieten lebt.
Wie beurteilst du den allgemeinen Gebäudezustand? Stehen nach gut 10 Jahren erste Renovationen an?
Die Wohnungen werden bei einem Mieterwechsel fortlaufend instand gestellt. Kleinere Instandstellungen in den allgemeinen Räumen wurden ebenfalls immer getätigt. Der bauliche Zustand ist bis auf die Fassade gut. Die Renovation der Fassaden und der Brüstungsabdeckungen ist ein nächstes Ziel der Dorfzentrum AG. Aufgrund der Investitionen für die neuen Gewerbemieter mussten diese Arbeiten allerdings zurückgestellt werden.
Hat der Verwaltungsrat auch die Umgebungsgestaltung und Gestaltung des Dorfplatzes im Fokus?
Wir haben eine Variantenstudie über die Aufwertung der Umgebung und den Dorfplatz ausarbeiten lassen. Einige kleinere Punkte der Studie haben wir bereits umgesetzt; weitere Punkte werden in Angriff genommen, sobald es die finanzielle Situation zulässt. Zudem muss für die Umsetzung der bestehende Gestaltungsplan angepasst werden. Diese Arbeiten möchten wir jedoch im Zusammenhang mit der 2. Etappe auslösen.
Der Verwaltungsrat ist seit einigen Jahren derselbe und besteht aus je drei Vertretern der Bürgergemeinde (Martin Kofmel, MartinFlury und dir) und der Einwohnergemeinde (Hans Frei, Bernadette Hartmann und mir). Zeichnen sich mittelfristig personelle Veränderungen ab? Wie kann dabei ein allzu grosser Knowhow-Verlust vermieden werden?
Die Präsidenten der Bürger- und Einwohnergemeinde sind von Amtes wegen im Verwaltungsrat. Ziel ist es, drei der restlichen vier Mitglieder in den nächsten vier Jahren gestaffelt zu ersetzen. Durch die gestaffelte Neubesetzung erhoffen wir uns, das Knowhow erhalten zu können. Ebenso ist durch die Weiterführung der Verwaltung durch die Firma vr Verwaltung das Knowhow gewährleistet.
Hast du zum Schluss noch ein paar würdigende Worte zu Hans Frei?
Hans ist sozusagen der «Vater» des Dorfzentrums. Durch seinen Einsatz, speziell als es um die Finanzierung ging, konnte das Grossprojekt realisiert werden. Er hat sich immer voll hinter das Dorfzentrum gestellt – trotz vielen Kritikern. Heute muss man sagen: zum Glück! Es gibt nicht mehr viele Dörfer in unserer Grösse, die ein so grosses Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen anbieten können. Das ist vor allem Hans’ Verdienst.
Lieber Dani, vielen Dank für das Interview.